Beton
Dass das Herstellen von Beton eine äußerst komplexe Angelegenheit ist, für die es neben fundiertem Fachwissen viel Erfahrung braucht, wird bei einem Gespräch mit Bodo Röder klar. Er ist Betontechnologe bei der Leube Tochter Hafner Beton in Bayern und ein ausgewiesener Fachmann auf dem Gebiet der Betonrezepturen. Dabei klingt es zunächst einfach, wenn der Experte erklärt, dass die europäische Norm EN 206 sämtliche Anforderungen an Betoneigenschaften enthält und somit auch die Herstellung von Beton weitestgehend regelt. Dass jedoch auch länderspezifisch nationale Normen zu berücksichtigen sind, die jeweils auf weitere, detailliertere Normen verweisen, macht die Angelegenheit schon unübersichtlicher.
Fachwissen Erforderlich
Betontechnologen behalten den Überblick bei Expositionsklassen, Bewehrungskorrosion und Druckfestigkeit. „Wir kreieren die richtige Rezeptur, damit der Beton zur Anwendung passt“, bringt es Bodo Röder auf den Punkt. Die Herausforderung ist, die geltenden Normen strengstens einzuhalten und den vorhandenen minimalen Spielraum bestmöglich zu nutzen. Bei Spezialaufträgen unterstützen sich die einzelnen Betontechnologen innerhalb der Leube Gruppe gegenseitig mit ihrem langjährigen Know-how. Da profitiert man auch vom Wissen über die unterschiedlichen Produkte innerhalb der Gruppe, etwa bei der Herstellung der Stahlbeton-Bahnschwellen, die 30 Jahre ohne Risse im Dauereinsatz sind. Standardlieferbeton, wie er von Baufirmen Tag für Tag angefragt wird, muss ebenso wie Beton für Speziallösungen genau definierte Anforderungen erfüllen. Wird ein Keller beispielsweise in einem Gebiet mit hohem Grundwasserspiegel errichtet, muss der Beton bestimmten Mindestanforderungen an Druckfestigkeit und Wasserundurchlässigkeit entsprechen.
Schwerbeton für Strahlenschutz
Mit Standardrezepturen kein Auslangen findet man, wenn es um Schwerbeton geht. Dieser wird beispielsweise für Strahlenschutzräume in Krankenhäusern oder Röntgeninstituten benötigt. Während Normalbeton eine Rohdichte von 2,4 aufweist, hat Strahlenschutzbeton eine Rohdichte von 3,8. „Das ist mit einem normalen Sand- Kies-Zement-Gemisch nicht zu erreichen. Dafür brauchen wir spezielle Schwerzuschläge wie zum Beispiel Magnetit, ein Gestein mit besonders hoher Dichte“, erklärt Bodo Röder.
Brandschutz und trotzdem Fließfähig
Beton kann durch bestimmte Zusatzstoffe einen extra hohen Brandschutz erreichen. Diese Eigenschaft ist zum Beispiel im Tunnelbau nötig. Damit bei einem Brand keine Einsturzgefahr besteht, werden dem Beton Polypropylenfasern beigemischt. Diese gibt es in unterschiedlichen Längen und Stärken. Um die Betonmischung trotz des in diesem Fall vorgeschriebenen niedrigen Wassergehalts fließfähig zu halten, werden spezielle Fließmittel zugesetzt. Fingerspitzengefühl und Erfahrung sind hier gefragt. Doch auch die Kommunikation zwischen Bauherren, Baufirma und Betonhersteller ist entscheidend. Wie bei einer Baustelle in Rosenheim, wo der Beton für die Wandschalung eines Wasserführungstunnels von unten statt wie üblich von oben eingepumpt werden musste. Grund dafür war die außergewöhnliche Lage unterhalb einer Bahnlinie. „Das war in der Tat eine spezielle Geschichte“, erinnert sich Bodo Röder, „da waren wir gefordert, dass unser Beton die richtige Konsistenz für das Hochpumpen über die lange Zuleitung von 120 Metern hatte.“ Denn nach der Wegstrecke musste der Beton noch immer sehr fließfähig sein. Und trotzdem bereits nach drei Tagen eine so hohe Festigkeit aufweisen, um das Gewicht der Deckenelemente zu tragen. Eine Besonderheit sind auch gefärbte Betonmischungen, wie sie für manche Sichtbetonwände zum Einsatz kommen. Je heller der Ausgangston des Zements, desto besser kommt die gewünschte Farbe zur Geltung. Hafner Beton fertigt eigene Musterplatten für die Kunden, damit vorab der richtige Ton gewählt werden kann und es hinterher zu keinen Überraschungen kommt. Überraschungen, die es auch beim Transport zu vermeiden gilt. Wenn auf eine Baustelle, die außerhalb des üblichen Lieferradius liegt, Beton geliefert wird, muss die Rezeptur im Vorhinein darauf abgestimmt werden. Nicht nur die längere Fahrzeit, auch die Witterungsverhältnisse sind zu berücksichtigen. Bei Sommerhitze werden spezielle Fließmittel zugesetzt, damit der Beton ausreichend verzögert wird. Im Winter hingegen soll der Beton schneller „anziehen“, um Frostschäden zu vermeiden. Alles in allem ist die Herstellung von Beton eine Wissenschaft für sich. Gut, dass die Betontechnologen in der Leube Gruppe über das nötige Know-how verfügen.