Wird Sand langsam knapp?
Schätzungen zufolge werden in Österreich über 90 Prozent der abgebauten Kies- und Sandmengen im Bausektor eingesetzt. Kiese und Sande sie sind fast in jedem Gebäude (hauptsächlich im Beton) in großen Mengen enthalten. Daneben dienen Kiese und Sande auch als Zuschläge für viele andere Baustoffe wie Mörtel, Putz, Asphalt oder Mauerwerksteine wie Kalksandstein. Auch als Schüttgüter werden die mineralischen Rohstoffe stark nachgefragt: zum Beispiel als Tragschicht- und Frostschutzmaterial für Verkehrswege, im Garten- und Landschaftsbau, im Sport und Freizeitbereich, sowie im Wasserbau.
Sand und Kies in Österreich
Österreich kann seinen Bedarf an Kiesen und Sanden aus eigener Produktion decken. In Sand- und Kiesgruben werden die Rohstoffe im Tagebau abgebaut. Tagbauwerke haben ökologisch betrachtet nicht den besten Ruf. Im Vergleich zu der Flächenversiegelung durch Straßenbau oder die Ausweisung neuer Gewerbe- und Wohngebiete ist der Flächenverbrauch in Österreich durch Sand- und Kieswerke jedoch minimal. Die Flächen von Kies- und Sandgruben werden in Österreich zudem nach ein paar Jahrzehnten des Abbaus üblicherweise wieder renaturiert. Dabei entstehen neue Flächen, oft mit Tagebauseen und Magerrasenbereichen, die insbesondere für viele Insektenarten attraktive Lebensräume sind. Einige ehemalige Sand- oder Kiesgruben sind in Österreich mittlerweile zum Naherholungsgebiet geworden.
Droht Sandknappheit?
Kiese und Sande zählen zu den nicht erneuerbaren Rohstoffen. Zumindest wachsen sie nicht – wie pflanzliche Rohstoffe – in überschaubaren Zeiträumen nach. Die Entstehung von neuem Sand und Kies durch natürliche Zersetzung von massivem Felsgestein ist ein Prozess, der Jahrtausende dauert. Nach menschlichem Maßstab macht es also keinen Sinn, von einem erneuerbaren Rohstoff zu sprechen. Kann der „Sandhunger“ der Baubranche also langfristig gestillt werden oder werden die Rohstoffe irgendwann knapp?
Sandvorkommen in Österreich
In Österreich gibt es noch riesige Sand- und Kiesvorkommen, doch vielerorts sind sie schlecht erreichbar. Vor allem in dicht besiedelten Ballungsräumen ist die Flächenversiegelung weit fortgeschritten. Die begehrten mineralischen Rohstoffe liegen hier also unter Straßen und Städten. Trotzdem verfügt Österreich nach wie vor über große Sand- und Kiesvorkommen, die noch für Jahrhunderte reichen. Es sind mehr die Eigentumsverhältnisse an Grund und Boden, strenge Auflagen in Natur- und Wasserschutzgebieten sowie die allgemein geringe Akzeptanz für neue Tagebau-Projekte, die für eine eventuelle Knappheit der Rohstoffe sorgen. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil dieser Reglementierungen bringt es aber mit sich, dass in Österreich das Recycling von Beton viel weiter vorangeschritten ist als in anderen Ländern der Erde.
Rares Gut Sand in der Wüste
Österreich ist mit seinen Sandvorkommen in einer bevorzugten Lage. Es gibt aber Regionen, in denen Sand schon heute ein rares Gut geworden ist und Baupläne dadurch gefährdet sind. Das wohl bekannteste Beispiel für Sandknappheit ist die arabische Stadt Dubai, die mit ihren gigantischen Neubauprojekten jahrelang Schlagzeilen gemacht hat. Dubai importiert heute große Mengen Sand vor allem aus Australien, damit das Wachstum der Mega-Stadt weiter gehen kann. Zuwenig Sand in der Wüste für Bauwerke klingt auf den ersten Moment wie ein Paradox, hat aber einen einfachen Grund. Wüstensandkörner sind durch den Wind rund geschliffen und haben daher keine Kanten. Deshalb können sich die Körner nicht untereinander verhaken. Das macht den Rohstoff Wüstensand unbrauchbar für den Einsatz als stabiles Schüttgut in der Erde sowie für die Verwendung als Zuschlagstoff in Baustoffen wie Beton, Asphalt oder Mörtel.