Von der Kür zur Plicht: Der Passivhausstandard

Tag: Bauwissen
Veröffentlicht am: 19.05.2021

Viele Häuslbauer haben Vorbehalte gegen Passivhausstandards. Die Leube Experten entkräften Befürchtungen.

Seit dem Jahr 2020 müssen alle neu errichteten Wohngebäude dem Passivhaus-Standard entsprechen. Dieses Zukunftshaus mit maximalem Wärmebedarf von unter 15 kWh/m²a benötigt nur noch ca. ein Zehntel der Betriebs- und Energiekosten im Vergleich zum konventionellen Bau und kann auf ein herkömmliches Heizungssystem verzichten.

Die neue Form der Energiegewinnung

Es wird primär durch Wärmegewinnung von Sonneneinstrahlung, Abwärme von Personen und von Elektrogeräten sowie durch vorgewärmte Frischluft (Wärme-Rückgewinnung mit Nachheizregister) geheizt.

Die gesamte Luft des Hauses wird durch ein kontrolliertes Lüftungssystem mindestens alle vier Stunden komplett ausgetauscht. Die Räume werden mit gefilteter, vorgewärmter und gereinigter Frischluft versorgt. Diese ist frei von allergenen Stoffen und unangenehmen Gerüchen.

Photovoltaik kann für die Energiegewinnung im Gebäude genutzt werden. Zum Beispiel für das Aufladen zukünftiger Elektrofahrzeuge, deren Batteriespeicher wiederum als Puffer für die Stromspitzenabdeckung in das Haus rückgeführt wird.

Kosten und Nutzen im Überblick

Der Kostenaufwand steigt durch den erhöhten Dämmaufwand mit Dreifach-Wärmeschutzverglasung und luftdichter Hülle. Dafür kann auf Heizkörper oder sonstige Wärmeträgerleitungen und auf Heiz- und Brennstofflager zur Gänze verzichtet werden. Kamine und Rauchfangkehrergebühren entfallen. Hohe und gleichmäßige Oberflächentemperaturen aller innen liegenden Bauteile sowie eine luftdichte Bauweise verhindern Tauwasseranfall und Schimmelbildungen.

Durch die hohe thermische Gebäudequalität benötigt ein Passivhaus wesentlich weniger Haustechnik, die Schadensanfälligkeit ist gering. Fenster mit U-Wert unter 0,8 W/m²k (Wärmedurchgangszahl) sind für die thermische Behaglichkeit von entscheidender Bedeutung. Dichtheit und Dämmung halten die Wärme für lange Zeit im Wohnraum. Aus der Gebäudegeometrie (Fläche Außenwände zu Gebäude-volumen) errechnet sich die Dämmstärke.

Erforderlicher U-Wert von rd. 0,10 W/m²k ergeben 30 cm bis 40 cm Dämmstärke. Ein sonniger Grund mit Südausrichtung wäre ideal, ist aber kein Muss, bewirkt aber eine zusätzliche Wertsteigerung solcher Bauflächen.

Die Mehrkosten für ein Passivhaus gegenüber einem Niedrigenergiehaus (30 - 50 kWh/m²a) belaufen sich auf etwa 10 %.

Qualität durch Massivbauweise

Ideal ist die Ausführung in Massivbauweise, dadurch ist eine hohe Bauqualität und ein behagliches Wohlgefühl mit hoher Wohnqualität garantiert. Die massive Bauweise erfüllt bauphysikalisch alle Anforderungen bestens und ist wesentlich wertbeständiger als vergleichbare Leichtbauweisen.