Altbau – Hände weg von Kunststoffen

Tag: Bauwissen
Veröffentlicht am: 19.05.2021

Die Leube Experten plädieren für den Einsatz von Kalk in der Sanierung von historischen Bauwerken.

Gerade bei der Sanierung von alten Häusern und historischen Bauwerken nimmt das Verputzen mit Kalk einen hohen Stellenwert ein. Warum eignet sich Kalk hier besonders gut?

Der Verputz für ein Gebäude ist wie die Bekleidung für den Menschen. Ein hoher Anteil an Kunstfasern in der Kleidung führt zu Feuchtigkeitsstau. Derselbe Prozess findet an der Hausfassade statt. Warme Innenluft strömt nach außen und transportiert Raumfeuchtigkeit mit. Dieser Vorgang ist nur bei diffusionsoffenen (wasserdampfdurchlässigen) Bauteilen gewährleistet. Kalkmörtel ist hoch diffusionsoffen und vermag aus der Luft Kohlendioxid aufzunehmen. So wird der Kalk im Mörtel unter fortschreitender Entwässerung wieder zu Kalkstein zurückgebildet. Kalkfarben haben übrigens dieselben Eigenschaften.

Gibt es weitere Anwendungsmöglichkeiten?

Kalk kommt als Bindemittel auch in der Mauermörtelverarbeitung zum Einsatz. Als Bindemittel für Kalkfarbanstriche, vorwiegend auf kalk- und kalkzementhaltigen Putzen. Kalkfarbanstriche wirken als natürlicher Schutz gegen Wohnschimmel, sind desinfizierend und eignen sich besonders für Wohn- und Wirtschaftsgebäude sowie für historische Bauwerke.

Worauf muss man achten, wenn es um die Sanierung von historischen Gebäuden geht? Wichtig ist die Materialwahl schon vorab mit einem professionellen Handwerker abzuklären. Ein Profi auf dem Gebiet der Altbausanierung zahlt sich hier immer aus. Wenn auf alte Gemäuer gewöhnliche Putze oder Farben mit Kunststoffanteilen aufgetragen werden, zersetzt die gestaute Feuchtigkeit die darunterliegende Mauerschicht. Der Schaden ist also langfristig wesentlich größer als die Zuziehung eines Fachmanns. Übrigens ist auch von zementgebundenden Putzen für die Außenfassade bei alten Gemäuern abzuraten, da diese nicht diffusionsoffen sind.

Kalk ist nicht gleich Kalk, welche Unterschiede gibt es?

Der überwiegende Teil wird nach dem Brennen in Mühlen zu Feinkalk gemahlen oder zu Kalkhydrat gelöscht. Feinkalk findet man vor allem als Rohstoff in der Stahl-, Papier- und Lederindustrie. Er wird aber auch bei der Abwasser- und Rauchgasreinigung eingesetzt und leistet als Bindemittel bei der Bodenstabilisierung gute Dienste.

Zum Einsumpfen in den Kalkgruben wird jedoch der ofenfallende, stückige, leichte Branntkalk verwendet. Ein großer Teil des Branntkalks wird bei Herstellung von Mörtel verarbeitet, darüber hinaus kommt er als Flotationshilfsmittel bei der Metallerzeugung, zum Neutralisieren von übersäuerten Böden und zur Produktion anderer Calciumverbindungen (Calciumcarbid, Chlorkalk), Kalkputzen und Kalkfarben zum Einsatz.